Zusammenfassung
Am 8. Februar 2014 wurde an einer beim Pflügen zerstörten Stelle im Katastergebiet von Stíčany in dem Bezirk Chrudim eine Ansammlung von Bronzeartefakten und Bernsteinperlen entdeckt, ein Fund, der unsere Vorstellungen zum erreichten Kenntnisstand der Hallstattzeitforschung in Böhmen korrigiert.
Die bisherige Erfahrung deutete darauf hin, dass die entsprechende Quellenbasis bereits soweit erschlossen war, dass die einzelnen lokalen Kultureinheiten nicht nur räumlich, sondern auch dinglich und inhaltlich zuverlässig bestimmt werden konnten, und dass eine detaillierte Verwandtschaft gegeben war. Zur einfachen Einordnung von Funden stand eine Chronologie zur Verfügung. Während neu erworbene Funde diese Vorstellung typischerweise bestätigten, widerspricht der hallstattzeitliche Hort, dem dieser Artikel gewidmet ist, deutlich. Immerhin handelt es sich hier um den ersten wirklich unbestreitbaren Hortfund aus der Hallstattzeit in Böhmen. Auf den ersten Blick ist diese Assemblage einzigartig, nicht nur wegen ihres Solitärcharakters und weil ihre Zusammensetzung die gegenwärtige Vorstellung artefaktischer Kompositionen in der tschechischen Schlesisch-Platěnicer Kultur der Hallstattzeit erheblich verändert, sondern vor allem, weil sie neue Erkenntnisse über kulturelle Zusammenhänge nach sich zieht. Es entsteht nun die Möglichkeit, neue Interpretationen zur Funktionsweise der Gesellschaft am Übergang von der jüngeren zur späten Hallstattzeit und über interkulturelle Beziehungen dieser Zeit im breiteren europäischen Raum zu wagen.
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